Der Große braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis L.)

Der Große braune Rüsselkäfer ist in Kulturen ein bedeutendes Schadinsekt. Der Pockennarbenfraß an jungen Bäumchen kann zum wirtschaftlichen Totalverlust führen. Sein Lebensraum sind Nadel- und Nadelmischwälder. Die übliche Generationsdauer beträgt zwei Jahre, wobei die Entwicklung 13 bis 15 Monate dauert.

BF: 1jährige Generation: 4 - 56 / 67 + 8.10,4
2-3jährige Generation: 45 - 5,(A,) / 67 + 8.10,4

 

Ei-Stadium

Da die Kopulation der geschlechtsreifen Käfer während der gesamten Vegetationsperiode stattfindet, werden die Eier im Zeitraum von April/Mai bis August an Stubben von Kiefern, Fichten, Lärchen und anderen Koniferen abgelegt. Voraussetzung ist, dass das Brutmaterial frischen Bast hat und nicht schnell austrocknet. In der Forstpraxis können die Eier nicht gefunden werden.

 

Larven-Stadium

Die beinlosen Larven sind weiß, haben eine Kopfkapsel und sind bauchwärts gekrümmt. Sie fressen im Bast unter der Rinde und größere Larven furchen das Splintholz ("Kannelierfraß").

 

Puppen-Stadium

Die Verpuppung findet in einer Puppenwiege am Ende des Larvengangs vertieft im Holz statt.

 

Imago

Der Käfer ist 8 bis 14 mm groß und die Beine sind meist schwarz. Das Halsschild ist grob, längs gerunzelt und auf der Flügeldecke sind Punktstreifen. Die Flugzeit beginnt bei Temperaturen von 13 bis 16 °C zwischen März und Juni. Er wandert sowohl kriechend als auch fliegend vom Duft frisch geschlagener Stubben angelockt ein.

Die Imagines ernähren sich polyphag, jedoch vor allem von frischem Bast junger Koniferen im Kulturstadium. Vom Wurzelhals bis zum Wipfeltrieb befressen die Käfer die Pflanzen und erzeugen so das typische Bild des Pockennarbenfraßes. Aber auch Nadeln und Knospen verschmäht er nicht. Dabei unterscheidet man in Reifungs-, Ernährungs- und Regenerationsfraß.

Großer Brauner Rüsselkäfer an Douglasie. Es entsteht der Pockennarbenfraß.

 

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Fraß der Larven ist ohne Bedeutung für die Forstwirtschaft. Der Fraß der Imagines kann für Kulturen existenzgefährdend sein.

 

Abwehrmaßnahmen und Bekämpfung

Zur Abwehr kann durch Einhalten einer Schlagruhe so lange abgewartet werden, bis sich das brutfähige Material natürlich zersetzt hat. Auf Kahlschlagsflächen kann gemulcht und somit das brutfähige Material und die Larven an schon befallenen Stubben zerstört werden (eigene Erfahrungen beim Vergleich lokaler waldbaulicher Handlungsweisen).

Das Absammeln der Käfer ist möglich, jedoch mit großem Zeitaufwand verbunden. Von Mai bis August müssten die Kulturen je nach Befallssituation fast täglich abgegangen werden.

Chemisch können mit Pyrethroiden die Kulturpflanzen behandelt werden. Die Behandlung ist als Tauch- und Sprühverfahren möglich. Fanghaufen oder -wannen in Kombination mit Insektiziden werden aktuell nicht durchgeführt bzw. sind nicht zugelassen.

Ein relativ neues Verfahren ist das Aufbringen von Wachs auf die Jungpflanzen. Diese Wachsschicht ist mindestens 0,6 mm dick und schützt bis zu 2 Jahre trotz Dickenwachstum.

 

Literaturhinweise:

  1. Altenkirch, W., Majunke, C., Ohnesorge, B. (2002): Waldschutz auf ökologischer Grundlage, Verlag Eugen Ulmer, 434 S.
  2. Pohris, V. (1990): Manuskript Hochschulstudium Forstingenieurwesen, Forstschutz 6, Biotische Schadfaktoren 3, Kulturschädlinge, TU Dresden, Sektion Forstwirtschaft Tharandt, Wissenschaftsbereich Waldbau und Forstschutz, herausgegeben von der Karl-Marx-Universität Leipzig, 34 S.
  3. Prien, S. (Hrsg.) et al. (2016): Ökologischer Waldschutz, Für eine biozidfreie Waldwirtschaft, Verlag Eugen Ulmer, 336 S.
  4. Schrader, B. (2018): Pflanzenkatalog 2018/2019, 63 S.

 

 

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