Mechanischer Schutz von Kulturen und Jungwüchsen

Forstkulturen und Jungwüchse sind besonders vom Wild gefährdet. Wild verbeißt die Pflanzen und Rehböcke fegen. Der mechanische Schutz wird unterschieden in Flächen- und Einzelbaumschutz.

 

Inhalt

  1. Zaunbau - Knotengeflechtzaun
  2. Zaunbau - Hordengatter
  3. Wuchshüllen
  4. Drahthosen
  5. Fegeschutzspiralen
  6. Tonkinstäbe
  7. Vergleich des mechanischen Schutzes

 

1 Zaunbau - Knotengeflechtzaun

Der Zaun ist ein sehr effektiver Flächenschutz. Heute wird vorrangig der Knotengeflechtzaun verwendet. Maschendraht, Sechseckgeflecht oder Hordengatter sind kaum noch anzutreffen. Am schnellsten lässt sich der Zaun mit Z-Profil-Pfählen aufbauen, aber auch Eichen- oder Robinienpfähle werden noch verwendet.

In manchen Wäldern sind Knotengeflechtzäune zu sehen, die an einem Spanndraht oder an gekreuzten Pfählen (Scherenzaun) aufgehängt sind. Die Stabilität dieser Aufbauformen lässt jedoch sehr schnell nach.

Nachteil des Zauns für das Wild ist die Einengung des Lebensraums. Wenn im Zaun ein Loch ist, z.B. wenn ein Baum darauf gefallen ist, ist die ganze Kultur gefährdet. Deshalb sind regelmäßig Zaunkontrollen durchzuführen. Zäune, die nicht mehr benötigt werden, müssen abgebaut werden. Oft sind im Wald am Boden liegende Zäune zu sehen, in denen das Wild sich verfangen kann.

Knotengeflechtzaun

 

2 Zaunbau - Hordengatter

Hordengatter werden aus einzelnen Elementen, den Horden, zusammengesetzt. Diese Horden können unter Zuhilfenahme von Schablonen zusammengenagelt werden. Sie haben eine Länge von 4 und eine Höhe ab 1,6 Metern. Im unteren Bereich haben die Querlatten einen geringeren Abstand.

Da die Verbindungen mit nur einem Nagel hergestellt werden, können die Horden scherenartig für den Transport zusammengefaltet werden. An der Kultur werden die Horden verzahnt aufgestellt, mit Draht verbunden und mit Stützlatten stabilisiert.

Das fertige Hordengatter schützt die Kultur vor Reh-, Dam-, Muffel- und Rotwild. Für Hasen und Kaninchen ist es ungeeignet, weil sie zwischen den Querlatten problemlos durchkommen. Deshalb hat man früher im unteren Bereich Hexagongeflecht (Hasenzaun) angenagelt. Wegen der Leichtbauweise ist das Hordengatter für Schwarzwild ebenfalls ungeeignet, weil sie den Zaun durchbrechen.

Hordengatter haben einige Vorteile. Sie werden aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gebaut, können zentral vorgefertigt werden, können wiederverwendet werden und am Ende als Brennholz genutzt werden.

Leider stehen auch viele Nachteile dem gegenüber. Die leichte Bauweise macht das Hordengatter anfällig gegenüber Wind und es gibt keine stabile Verankerung im Boden. Werden nach dem Aufstellen der Horden keine Latten diagonal angebracht, kann sich eine ganze Reihe zusammenfalten. Wenn die verwendeten Latten zu astig sind, können die Latten leicht brechen. Die Unterhaltung, Kontrollen und Instandsetzungen sind deutlich höher, als beim Knotengeflechtzaun.

Auch wenn viele Quellen berichten, dass der Abbau von Hordengattern nicht notwendig sei, weil sie verrotten, so stimmt das nicht. Die Nägel in den Latten können wie Spieße sein und dem Wild und den Waldbesuchern (z.B. Pilzsammlern) Verletzungen zufügen.

Hordengatter

 

Nicht miteinander verzahnte Horden mit Kabelbinder verbunden. Die leichte Bauweise und fehlende Bodenverankerung führen schnell zu Schäden. Werden keine Latten zur Stabilisierung angenagelt, falten sich ganze Reihen zusammen. Hordengatter sind häufiger und genauer zu kontrollieren. Hier hat der Wind ganze Arbeit geleistet.

3 Wuchshüllen

Wuchshüllen sollten dann eingesetzt werden, wenn nur wenige Pflanzen je Hektar (<1000 Pfl./ha) geschützt werden sollen. Oft werden in den Kulturen nur die verbiss- und fegegefährdeten Baumarten geschützt. Da dieser Einzelschutz sehr teuer ist, muss die Investition im Vergleich zu anderen Schutzverfahren durchgerechnet werden.

Als großen Vorteil von Wuchshüllen wird durch die Hersteller die Zersetzung des Materials nach einigen Jahren durch die Sonnenstrahlung beschrieben. Damit sollen der Abbau und dessen Kosten entfallen. Eigene Erfahrungen haben aber gezeigt, dass der Abbau trotzdem notwendig ist. Das Material zersetzt sich nicht im gewünschten Zeitraum. Manche Wuchshüllen sind derart stabil, dass schnell wachsende Baumarten, wie die Kirsche, am Stamm einschnüren.

Nach neueren Erkenntnissen wird der frühzeitige Abbau dringend empfohlen, da die meisten Wuchshüllen aus Polypropylen (PP) bestehen und durch die Zersetzung im Wald ein Mikroplastikproblem entsteht. Um diesem Problem zu entgehen, wird man zukünftig zunehmend Materialien einsetzen, die auf biologischer Basis sind (z.B. aus Lignin, Stärke, Zellulose oder Polysacchariden).

Ein weiterer Nachteil ist die leichte Bauweise. Auf windexponierten Standorten weht es die Wuchshüllen um. Die Bäume wachsen dann oft schief. Auf solchen Standorten sollten die Wuchshüllen an stabilen Robinienstäben angebracht werden.

Wuchshüllen schützen vor dem Fegen des Rehbocks. Sind die Pflanzen aus den Hüllen gewachsen, sind sie nicht mehr sicher vor Dam- und Rotwild. Auch das Rehwild läuft manchmal die Wuchshüllen um, bzw. drückt sie aktiv um.

Wuchshülle
Wuchshüllen sind im Weitverband eine Alternative zum Zaunbau Stäbe und nicht gefaltete Wuchshüllen vor dem Anbringen Blick in eine Wuchshülle In windexponierter Lage schräg stehende Wuchshüllen

4 Drahthosen

Drahthosen bestehen aus ein oder zwei Pfählen und einer Zaunmatte (Maschendrahtzaun oder Hexagongeflecht/Hasendrahtzaun), welche als Einzelschutz angebracht werden. Diese relativ stabile Konstruktion eignet sich zum Schutz vor Kaninchen, Hasen und Rehwild. Werden Zaunhöhen ab 1,80 m eingesetzt, können die Bäumchen auch vor Dam- und Rotwild geschützt werden.

Der Aufbau ist sehr aufwendig. Aber auch der Abbau ist zwingend erforderlich, da sonst der Draht einwächst.

Drahthosen sollten nur auf Flächen eingesetzt werden, auf denen weniger als 100 Pfl./ha geschützt werden müssen und deren Bewirtschaftung mittelfristig gesichert ist.

Drahthose an einer Douglasie

Eingewachsene Drahthose

5 Fegeschutzspiralen

Fegeschutzspiralen sind schnell anzubringende Einzelbaumschütze. Diese schützen vor allem gegen das Fegen des Rehbocks. Gegen das Verbeißen haben sie keine Wirkung.

Da Fegeschutzspiralen aus Kunststoff bestehen, müssen sie, nachdem sie ihre Funktion verloren haben, abgebaut werden. Fegeschutzspiralen wachsen nur sehr selten ein, jedoch liegen diese als Müll noch Jahrzehnte im Wald.

 

Fegeschutzspirale

 

Hainbuchen als Unterbau für die Stiel-Eichen mit Fegeschutzspiralen geschützt. Werden Fegeschutzspiralen im Wald vergessen, liegt der Plastikmüll noch Jahrzehnte herum. Fegeschutzspiralen wachsen selten ein. Bei diesem Wildapfel-Zwiesel ist es jedoch passiert.

6 Tonkinstäbe

Tonkinstäbe sollen vor dem Fegen des Rehbocks schützen. Dazu werden ein oder zwei Bambusstäbe neben der Pflanze in den Boden gesteckt.

In Niedersachsen bescheinigte man Erfolge damit, während im Siegerland (NRW) der Rehbock bevorzugt diese Pflanzen fegte. Die Ursachen für diese unterschiedlichen Ergebnisse dürften in der Wilddichte, den geschützten Baumarten und den örtlichen Störfaktoren (Waldbesucher und Verkehr) liegen.

Tonkinstäbe sind günstig und leicht anzubringen, jedoch ist deren Erfolg zweifelhaft.

 

Tonkinstab an einer gefegten Eiche

 

Gefegte Eiche
Gefegte Eiche mit vertrockneten Blättern
Gefegte Eiche

7 Vergleich des mechanischen Schutzes*

mech. Schutz Aufbau Abbau Kosten Schutzwirkung Stabilität
Knoten­geflechtzaun schnell mittel mittel sehr gute hoch
Hordengatter schnell schnell mittel gute bei Reh-, Dam-, Muffel- und Rotwild eher gering
Wuchshüllen mittel mittel hoch mittlere gering
Fegeschutz­spiralen mittel schnell mittel nur gegen fegen ausreichend
Drahthosen langsam langsam hoch gute hoch
Tonkinstäbe sehr schnell nicht nötig niedrig keine sehr niedrig

* Die Einschätzungen beziehen sich auf normale Aufforstungen im Wald und auf die Menge zu schützender Pflanzen.

 

 

Infobox von forst-rast.de