Mechanischer Schutz von Kulturen und Jungwüchsen
Forstkulturen und Jungwüchse sind besonders vom Wild gefährdet. Wild verbeißt die Pflanzen und Rehböcke fegen. Der mechanische Schutz wird unterschieden in Flächen- und Einzelbaumschutz.
Zaunbau - Wildgatter
Der Zaun ist ein sehr effektiver Flächenschutz. Heute wird vorrangig der Knotengeflechtzaun verwendet. Maschendraht, Sechseckgeflecht oder Hordengatter sind kaum noch anzutreffen. Am schnellsten lässt sich der Zaun mit Z-Profil-Pfählen aufbauen, aber auch Eichen- oder Robinienpfähle werden noch verwendet.
In manchen Wäldern sind Knotengeflechtzäune zu sehen, die an einem Spanndraht oder an gekreuzten Pfählen (Scherenzaun) aufgehängt sind. Die Stabilität dieser Aufbauformen lässt jedoch sehr schnell nach.
Nachteil des Zauns für das Wild ist die Einengung des Lebensraums. Wenn im Zaun ein Loch ist, z.B. wenn ein Baum darauf gefallen ist, ist die ganze Kultur gefährdet. Deshalb ist eine regelmäßige Zaunkontrolle durchzuführen. Zäune, die nicht mehr benötigt werden, müssen abgebaut werden. Oft sind im Wald am Boden liegende Zäune zu sehen, in dem das Wild sich verfangen kann.
Wuchshüllen
Wuchshüllen sollten dann eingesetzt werden, wenn nur wenige Pflanzen je Hektar (<1000 Pfl./ha) geschützt werden müssen. Oft werden in den Kulturen nur die verbiss- und fegegefährdeten Baumarten geschützt. Da dieser Einzelschutz sehr teuer ist, muss die Investition im Vergleich zum Zaunbau durchgerechnet werden.
Der große Vorteil von Wuchshüllen ist die Zersetzung des Materials nach einigen Jahren durch die Sonnenstrahlung. Damit entfällt der Abbau und dessen Kosten.
Ein Nachteil ist die leichte Bauweise. Auf windexponierten Standorten weht es die Wuchshüllen um. Die Bäume wachsen dann oft schief. Auf solchen Standorten sollten die Wuchshüllen an stabilen Robinienstäben angebracht werden.
Wuchshüllen schützen vor dem Fegen des Rehbocks. Sind die Pflanzen aus den Hüllen gewachsen, sind sie nicht mehr sicher vor Dam- und Rotwild. Auch das Rehwild läuft manchmal die Wuchshüllen um.
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Drahthosen
Drahthosen bestehen aus ein oder zwei Pfählen und einer Zaunmatte (Maschen- oder Hasendraht), welche als Einzelschutz angebracht werden. Diese relativ stabile Konstruktion eignet sich zum Schutz vor Kaninchen, Hasen und Rehwild. Werden Zaunhöhen ab 1,80 m eingesetzt, können die Bäumchen auch vor Dam- und Rotwild geschützt werden.
Der Aufbau ist sehr aufwendig. Aber auch der Abbau ist zwingend, da sonst der Draht einwächst.
Drahthosen sollten nur auf Flächen eingesetzt werden, auf denen weniger als 100 Pfl./ha geschützt werden müssen und deren Bewirtschaftung mittelfristig gesichert ist.
Wuchsspirale
Wuchsspiralen sind ein schnell anzubringender Einzelbaumschutz. Diese schützen vor allem gegen das Fegen des Rehbocks. Gegen das Verbeißen haben sie keine Wirkung.
Da Wuchsspiralen aus Kunststoff bestehen, müssen sie, nachdem sie ihre Funktion verloren haben, abgebaut werden. Wuchsspiralen wachsen nur sehr selten ein, jedoch liegen diese als Müll noch Jahrzehnte im Wald.
Tonkinstäbe
Tonkinstäbe sollen vor dem Fegen des Rehbocks schützen. Dazu werden ein oder zwei Bambusstäbe neben der Pflanze in den Boden gesteckt.
In Niedersachsen bescheinigte man Erfolge damit, während im Siegerland (NRW) der Rehbock bevorzugt diese Pflanzen fegte. Die Ursachen für diese unterschiedlichen Ergebnisse dürften in der Wilddichte, den geschützten Baumarten und den örtlichen Störfaktoren (Waldbesucher und Verkehr) liegen.
Tonkinstäbe sind günstig und leicht anzubringen, jedoch ist deren Erfolg zweifelhaft.
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Vergleich des mechanischen Schutzes
mech. Schutz | Aufbau | Abbau | Kosten | Schutzwirkung | Stabilität |
---|---|---|---|---|---|
Knotengeflechtzaun | schnell | mittel | mittel | sehr gute | hoch |
Wuchshüllen | mittel | nicht nötig | hoch | mittlere | niedrig |
Wuchsspiralen | mittel | schnell | mittel | nur gegen fegen | ausreichend |
Drahthosen | langsam | langsam | hoch | gute | hoch |
Tonkinstäbe | sehr schnell | nicht nötig | niedrig | keine | niedrig |